Was ist eine Berufung?


Berufung kommt vom lateinischen Wort "vocare", und bedeutet "rufen". Die Berufung eines jeden Christen ist es, Christus besser kennenzulernen, seine Beziehung zu vertiefen und ihm zu folgen.

Es gibt verschiedene Wege, diesem ersten Ruf zu folgen, ganz gemäss den Bedürfnissen und Erwartungen eines jeden selbst.

Eine Berufung kann von außen kommen (wie z.B. bei König David), auf einen inneren Ruf antworten und sich als persönliches Geschenk zeigen, d.h. als etwas, das geteilt werden will. 

Wie kann ich meine Berufung hören?
- in der Stille des Gebets, indem ich auf die Stimme des Heiligen Geistes höre;
- im Betrachten von Berufungsgeschichten (z.B. indem ich die Geschichten von Abraham, Ruth, der Jungfrau Maria oder den Aposteln lese);
- dem tiefsten Wunsch in meinem Herzen folge.

 

 

Ein Ruf und ein Blick

„Jesus sah einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen.“ (Mt 9,9)

Der Beginn der Episode, die dann zur Berufungsgeschichte des Matthäus wird, ist denkbar unspektakulär. Jesus sieht einen dahin in der Evangelienerzählung nicht aktenkundigen Zöllner bei der Arbeit. Auf den Blick folgt ein Wort Jesu an Matthäus, darauf unmittelbar dessen Reaktion. Die Begegnung verändert Matthäus‘ Leben entscheidend. Er wird zu einem Jünger Jesu. Teilt fortan mit ihm und der Gemeinschaft, die sich um ihn bildet, das Leben, später – der altkirchlichen Tradition nach – auch den gewaltsamen Tod.

Der Blick Jesu auf Matthäus. Alles beginnt mit einem Blick. Das Geheimnisumwobene dieses Blickes ist schon früheren christlichen Generationen aufgefallen: Der angelsächsische benediktinische Theologe Beda Venerabilis (7./8. Jh.) interpretiert den Blick Jesu mit zwei Verbaladjektiven: „Vidit ergo Iesus publicanum, et quia miserando atque eligendo vidit, ait illi, Sequere me.“ (Jesus sah also den Zöllner, und weil er ihn erbarmend und erwählend ansah, sagte er zu ihm: Folge mir; Bed. Ven. hom. 22, 2) Ein Blick, der Begegnung, Barmherzigkeit und Erwählung bedeutet. Aus der Begegnung eine Dynamik entstehen lässt, die zur Gemeinschaft einlädt und ungeahnte Kraft gewinnt. Die Begegnung und die Gemeinschaft, die aus ihr entsteht, bewirkt, dass Matthäus seinen Alltag hinter sich lässt. Seine Arbeit, seine Gewohnheiten und Sichtweisen.

Das, was er über sich selbst und über andere weiss. Ob er wusste, was da auf ihn zukam, als er aufstand und losging? Ob er den letzten Satz geschrieben, die Buchhalternase unter die Tageseinnahmen gesetzt hatte?

Ich glaube, er war nicht fertig. Mit nichts. Nicht mit seiner Arbeit. Nicht mit sich selbst. Mit seinen Bildern von Gott, seinen Vorstellungen von seinem Leben, seinen Beziehungen und Haltungen, seinen Grenzen, Schwächen und Sünden. Der Blick traf ihn unmittelbar und unvorbereitet. An anderen Stellen in den Evangelien, wo es um die erste Begegnung mit Jesus geht, ist das noch klarer erzählt: „Ja, Herr, ich will mitkommen, aber lass mich erst…“

Berührtsein von Barmherzigkeit, zutiefst angesehen sein von Jemandem, der mich nicht auf das reduziert, was er sieht (und was ich und andere vielleicht denken), löst immer eine Dynamik aus. Die Folgen sind unabsehbar. Das Gefühl, dafür nicht fertig zu sein, nicht genug vorbereitet oder ausgebildet, furchtlos oder erfahren, zieht sich durch die Berufungserfahrungen nicht nur der ersten Jünger. Der Blick Jesu, miserando atque eligendo, ist die Einladung, ihm über die Grenzen meiner Horizonte hinaus in die Weite seines Horizontes zu folgen. Nicht weil ich fertig wäre. Sondern weil ich aus dem Blick Jesu leben kann.

(Gudrun Nassauer)

 

 

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