"Leben im Geist"


Was versteht man eigentlich unter dem Begriff Spiritualität?

Herbert Vorgrimmler beschreibt in seinem Werk Neuen Theologischen Wörterbuch Spiritualität als "ein vieldeutiger Begriff, der wohl auf dem Weg über Frankreich („spiritualité“) und mit der Herkunft von lateinisch „spiritualis“ = geistig, geistlich (griechisch „pneumatikos“), in der 2. Hälfte des 20. Jh. sehr weit verbreitet wurde."

Im christlichen Verständnis bezeichnet Spiritualität umfassend ein „Leben aus dem Geist“ (K. Rahner), das dem Gläubigen bewusst macht, dass sie oder er von seiner Gegenwart bewohnt werden, und sie befähigt, Christus nachzufolgen, in der Beziehung zu Gott zu anderen Christus zu werden und der heutigen Welt zugewandt zu sein, indem sie aus der Liebe Christi leben.

Christliche Spiritualität ist die Bereitschaft, auf das innere Sehnen nach Gott zu hören und sich auf ein Weg zu Gott hin einzulassen. Im Hören, besonders auf das Wort Gottes in der Heiligen Schrift, kann der Mensch sich dem Herrn nähern. Dieser Weg bedeutet weder eine Ablehnung der Körperlichkeit noch eine Flucht aus der Welt. Es handelt sich um eine innere Bewegung zu Gott hin und daraus  hin zum je Nächsten. 

Gemäss der Hl. Theresa von Avila geht es beim inneren Gebet um zwei Punkte, nämlich einfach darüber nachzudenken: wer bin ich, der da jetzt betet und nachdenkt, in meiner ganz konkreten, persönlichen Situation? Und wer ist derjenige, an den ich mich wende, den ich anrede mit meinen Gebeten?

Zum Einstieg ins innere Gebet kann zum Beispiel das berühmte Gebet von Bruder Klaus v. Flüe dienen: 
Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir.
Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich führet zu Dir.
Mein Herr und mein Gott, oh nimm mich mir, und mach mich ganz zu eigen Dir.